Dienstag, 5. März 2013

Bangkok - und Vorhang

Es versteht sich von selbst, dass eine Reise, die mit von Techno bewegten Betten in Bangkok beginnt, auch in Bangkok enden muss. Diesmal suchten wir ein Hotel in Nähe der Silom Road aus, um unsere müden Häupter zu betten.

Das erwies sich als ausgezeichnete Wahl.In dem Kiez findet man alles, was Bangkok rockt. Oder soll ich sagen technot? Zum Beispiel die blitzblanke Metro, an deren Eingängen Uniformierte so tun, als kontrollierten sie alle Taschen, sich dabei jedoch meist auf unser Handgepäck konzentrierten und die riesigen Rücksäcke auf unseren Rücken ignorierten, denn jeder weiß, dass man Feuerwaffen und explosives Gerät üblicherweise im Handgepäck trägt. Oder die Hochbahn, von der aus man phantastisch die vierspurigen Straßen mit Dauerverkehrschaos unten beobachten kann ebenso wie die Bürgersteige, auf denen sich Einheimische und Besucher im Schneckentempo durch Garküchen und Stände mit Kleidern und allerlei unnützem Zeug für Touristen schieben. Der Schatz entschied sich für einen hautfarbenen Armüberzug mit schrillen Tattoo-Mustern. Nur für den Fall, dass wir doch eines Tages in die Verlegenheit geraten sollten, auf der Full Moon Party zu raven.

Die Seitenstraßen der Silom Road gehören Nachtclubs verschiedenster Ausrichtung. Eine mit besonders wild blinkendem Neonlicht erleuchtete Straße ist Hot Boys und Techno-Beats gewidmet, die anderen spezialisieren sich auf Damen, die um Stangen herumtanzen oder einsamen Herren Gesellschaft beim Trinken leisten. Auch Boxkämpfe sind im Angebot, mit männlicher oder weiblicher Besetzung und eine Ping-Pong-Show, die uns regelmäßig von den mit Fotos und anderen aufschlussreichen Material ausgestatteten Empfangs-Herren vor den Nachtclubs ans Herz gelegt wurde. Leider können wir uns nicht so recht vorstellen, was es mit der Ping-Pong-Show auf sich haben mag. Auch der Artikel in der Chiang Mai Post, der von dem skandalösen Fall eines nackten Herrn berichtete, den die Polizei mit zwei ebenso nackten Begleiterinnen, zwei Ping-Pong-Bällen und einem Goldfisch aufgegriffen hatte, brachte kein Licht ins Dunkel. Wahrscheinlich fehlt es uns einfach an erotischer Vorstellungskraft. Wir sind über jeden sachdienlichen Hinweis unserer Leser dankbar.

Besonders beeindruckt hat uns ein Empfangsherr mittleren Alters, den wir eher in den mittleren Dienst eines Finanzamts mit mittwochs Stammtisch eingeordnet hätten, hätte er sich nicht in ein Netzhemd gehüllt und drohend einen Bambusstab geschwungen, um mit dröhnender Stimme eine SM-Show anzupreisen. Ich sah mich am Ende gezwungen den Schwung seines Bambusstab durch beherztes Eingreifen zu stoppen, um das Hinterteil des Schatzes vor größerem Ungemach zu bewahren.

Wem dieser ganze Zauber nicht behagt, der hat die Möglichkeit, über den Produktpiraterie-Markt anstatt durch die Barmeilen ins Hotel zu wandern.

Ein würdiger Abschluss für eine feine Reise war das, auf einer Terrasse nahe der Silom Road Singha-Bier zu trinken und dabei dem bunten Treiben auf der Straße zuzusehen: Die eifrig um Kunden buhlenden Schlepper, von denen sicher der eine oder andere bei den Mitgliedern eines Herren-Kegelclubs aus Sindelfingen fündig wurde, die ihre T-Shirts mit Sinnsprüchen wie„Ich bin überhopft“ oder „Der Klügere kippt nach“ verziert hatten, Durian-Verkäufer und Garküchenbetreiberinnen, die Bardamen nach getaner Arbeit bewirteten, blinde Bettler, denen es gelang, ebendiese Damen zu einer Spende aus ihrem garantiert echten Chanel-Portemonnaie für 100 Baht vom Stand nebenan zu erweichen, Tuk-Tuk-Fahrer, die wild hupend ihren Platz im Verkehrschaos verteidigten und halb verhungerte, schwanzlose Katzen, die auf den Dächern der Pförtnerlogen klagend miauten und nach Garküchenabfällen Ausschau hielten.

Das soll nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns in Süd-Ost-Asien ins Getümmel stürzen. Jetzt müssen wir erst einmal darauf vertrauen, dass das Wetter zu Hause bald den Sprung in den Frühling schafft und die Daheimgebliebenen uns ebenso gut zerstreuen wie es den Thais gelungen ist.

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