Montag, 4. Oktober 2010

Perpignan, die Katalonin

Heute Nachmittag wollen wir uns Perpignan ansehen, die einstmals stolze Haupstadt von Nordkatalonien. Katalonien ist eine von mehreren Grenzregionen, deren spanischer Teil um Unabhängigkeit und deren französischer Teil um Aufmerksamkeit vom Rest des Landes kämpft. Der Schatz hält den spanischen Separatismus – wie alle anderen Separatismen auch - für nichts als Wohlstandschauvinismus. Die wollen den ärmeren Regionen des Landes einfach nichts abgeben genau wie die Norditaliener und die Flamen, sagt er und schnaubt dabei wütend durch seine sozialistischen Nüstern. Ich will das nicht auschließen aber immerhin geben sich die Spanier Mühe, ihre materialistischen Ziele mit Folklore zu verbrämen: Volkstänze, lokale Köstlichkeiten, Regionalsprachen, von denen entweder niemand weiß, woher sie kommen, oder die kaum als bessere Dialekte taugen, und Bombenlegen. Die französische Seite dieser Regionen gehört in der Regel zu den Armenhäusern des Landes und hat kein Interesse daran, sich in die Freiheit zu tanzen oder gar zu bomben. Sie setzt ihre Folklore in den Sommermonaten ein in der Hoffnung Touristen aus anderen Teilen Frankreichs ein bisschen mehr Geld aus der Tasche zu locken. Der französische Finanzausgleich besteht bekanntlich daran, alles Geld – ähnlich wie allen Frischfisch und alle Züge – nach oder zumindest über Paris zu schicken. Rückflüsse können die Regionen nur mit Geschäftstüchtigkeit oder List erwirken.

Auf dem Weg zum Zug geraten wir auf dem staubigen Dorfplatz, wo sonntags Markt gehalten wird, in eine Tanzveranstaltung. Sie soll den Stadtbewohnern Gelegenheit bieten, zusammen mit den Touristen ihre Katalanität zu feiern. Rätselhaft erscheint mir, warum dabei zum Donauwalzer aufgespielt wird. Der Schatz erklärt das damit, dass die Habsburger einst in Katalonien regiert hätten. Er kümmert sich nicht um meinen Einwand, dass das deutlich vor Johann Strauss' Zeiten war, und fordert mich statt dessen ohne weitere Umschweife wie beiläufig zum Tanz auf. Gerade so als wenn er damit nicht einen Bann bräche, der seit Jahren auf unseren Reisen lastet: In Jalta verpassten wir es am Ufer des Schwarzen Meeres zu den Klängen einer Kurkapelle zu tanzen. In Chile trauten wir es uns nicht zu, am Nationalfeiertag die Cueca-Schritte der Einheimischen nachzuahmen. Auf einer Milonga in Buenos Aires kamen wir uns nach nicht mehr als einer kläglichen Einführungsstunde in einer Berliner Schwulentanzschule zu amateurhaft vor, um uns unter die Tangoprofis zu mischen und selbst beim jährlichen Sommerfest von Paris Plage verpassten wir es, am Seineufer inmitten einer gut gelaunten Menge aus allen Altersklassen Rock' n Roll zu tanzen. Hier aber an der französischen Mittelmeerküste drehen wir uns schneller und geschickter als alle einheimischen Senioren. Danach erreichen wir knapp, aber beschwingt von unserem Mut den Zug nach Perpignan.

Die Bahnhofsstraße von Perpignan ist ein wahres Aushängeschild für die Stadt. Hier liefern sich Kebabverkäufer erbitterte Preiskriege und zahnlose Bettler strecken uns ihre tiefbraunen Arme entgegen, während sie etwas von einem Euro lallen. Eine Romamutter plaudert mit einer Gruppe finster dreinblickender Männer und schiebt dabei einen Kinderwagen hin und her, in dem eine ausschließlich mit verdreckter Windel bekleidete Vierjährige sitzt und an ihrem Schnuller nuckelt.

Bahnhofsviertel sind seltend anziehend sagen wir uns und machen uns schleunigst auf den Weg zum Tourismusbüro, das uns reichhaltig mit Informationsmaterial über die laufende Fotojournalismusausstellung ausstattet, die Fachleute aus aller Welt anlockt. Die bieten mit ihren Akkreditierungsschildern um den Hals und ihrer sorgfältig ausgesuchten Garderobe einen bemerkenswerten Kontrast zu der verarmten Bevölkerung der Stadt.

48 Stunden Neukölln ist nichts dagegen. Das ist die Veranstaltung, bei der sich pensionierte 68er-Lehrer aus Charlottenburg und Bundesbeamte mittleren Alters aus dem Prenzlauer Berg einmal im Jahr in den Kiez wagen, den Berliner aus mehr als 160 Nationen ihre Heimat nennen, wie der Bezirksbürgermeister nicht müde wird zu betonen. Die pensionierten und noch aktiven Beamten vergraben ihr Gesicht tief im Programmheft, um bizarre, moderne Kunstwerke in Kiezkneipen, an Straßenecken und in leer stehenden ehemaligen Postämtern aufzuspüren, die ortsansässige Künstler kreiert haben, ohne dass es ihnen dabei gelungen wäre, ihren Nachbarn einen Sinn dafür zu vermitteln. Sexy gekleidete Mädchen mit Schleier begegnen den Vogelstimmeninstallationen am Straßenrand mit einigem Unverständnis. Auch die Flashmob-artigen Performances von nur mit Lidltüten bekleideten Künstlern rufen eher Kopfschütteln bei den Ortsansässigen hervor. Die amüsieren sich lieber damit, Kunstliebhaber aus anderen Teilen der Stadt zu erschrecken, indem sie den Freigänger mimen:

„ Ey Alter isch muss jetzt auflegen. Isch muss um sechs wieder in Knast sein.“

Die Kontraste von Perpignan spotten dieser Idylle.

Gemeinsam mit vereinzelten Akkreditierungsschilderjournalisten verlieren wir uns im Quartier St. Jacques, dem einstigen Judenghetto, das sich heute die Roma mit Maghrebinern teilen. Wenn das, was sich hier abspielt, ein Schauspiel sein soll, um Fotojournalisten zu erschrecken, dann haben die Roma von Perpignan den Büchnerpreis verdient. Ihre Häuser sind Schmuckstücke aus dem 18. Jahrhundert mit gußeisernenen Balkonen. Sehr pittoresk für den außen stehenden Betrachter, doch die letzte Renovierung fand mit Sicherheit vor dem letzten Weltkrieg statt. Ein Mädchen im Grundschulalter läuft nur mit Unterhose bekleidet und mit Schnuller im Mund auf der Straße herum, während die Erwachsenen auf Stühlen und Bänken am Straßenrand sitzen und gleichgültig die Szenerie betrachten. Der Schnuller scheint ihr das unvermeidliche Accessoire aller unbekleideten Kinder unter zehn zu sein. Derweil machen Zehnjährige mit frisierten Mopeds auf Fußgänger Jagd. Ich überlege, ob sie die von dem konservativen Bürgermeister haben, dem vorgeworfen wird, die Stimmen der Roma mit Kühlschränken und Mopeds gekauft zu haben, während ich hilflos versuche, die Straßenkarte mit dem Straßenbild in Einklang zu bringen. Ein hoffnungsloses Unterfangen: Zwar haben alle Straßen gleich zwei Namen, einen französischen und einen katalanischen, aber von denen stimmt keiner mit denen auf der Karte überein. Als die Verwirrung perfekt ist, springt ein etwa fünfjähriger Junge, der frühzeitig seine Milchzähne verloren hat, hinter einem Auto hervor, hält uns eine Zigarette entgegen und verlangt nach Feuer. Hinter ihm stimmt ein tief dunkler Roma mit stattlichem Bauch ein dröhnendes Gelächter an. Der Schatz spricht von Kreisen, die sich immer enger um uns schließen und verlangt,das Viertel zu verlassen. Auf dem Weg kommen wir an einem sozialen Wohnungsbau vorbei, in dessen Hof sich knietief der Müll stapelt. Vor der Kirche steht ein Polizist, auf der Bank gegenüber rauchen Zehnjährige.

Dank der Vernachläsigung des Quartier St. Jacques reichte das Geld für eine üppige Begrünung und sorgfältige Renovierung des Klosters, wo die Hauptausstellung stattfindet. Vor dem Gebäude wartet eine Menschentraube auf Einlass: Junge Kunsthungrige ausgestattet mit den Sonnenbrillen der Saison, die ortsansässige Bourgeoisie – er in Anzug mit Krawatte, sie im Seidenkleid – und teils verlotterte, teils exzentrische Fotojournalisten. Ein weißhaariger Mitsechziger im grauen Dreiteiler und mit Strohhut ruft laute Klagen über die Launen der Journalisten in sein Mobiltelefon, die nicht zufrieden zu stellen seien. Wir sind uns einig, dass wir nach unseren Erlebnissen von St. Jacques nicht mehr die Nerven haben, um uns inmitten einer solchen Mengen an Fotos von obdachlosen Familien und Polizeieinsätzen in New Yorks heißesten Vierteln vorbei zu drängen.

Auf dem Weg zur Kathedrale geraten wir dann doch noch in eine Ausstellung, die zehn Jahre Afghanistan dokumentiert. Nicht, dass die Bilder nicht bekannt wären: Spielende Kinder in den Trümmern von Kabul, finstere Warlords in Militärfahrzeugen, die sie wer weiß wo herbekommen haben, und Burkafrauen auf dem Weg zu schwer zu identifizierenden Besorgungen in öden Tälern, wo vor vierzig Jahren Obst wuchs, mit dem Afghanistan ganz Zentralasien versorgte. Im Moment fällt es mir noch schwerer als sonst zu glauben, dass die Obstgärten der Paschtunen einmal wieder blühen, die Gebäude von Kabul wieder stehen und die Frauen außerhalb der Hauptstadt das Alphabet lernen werden. Ebenso habe ich Schwierigkeiten, mir für Perpignans Zukunft eine neue Blüte von Industrie und Handel vorzustellen, die französische und spanische Herrscher einmal wieder dazu brächte, sich um die Vorherrschaft in der Stadt zu schlagen.

Nachdem wir in einer Kirche zu absoluter Ruhe angehalten und in einem Museum mit Hinweis auf Renovierungsarbeiten abgewiesen worden sind, beschließen lassen wir uns erschöpft in einem Café nieder. Diesmal fahren die helmlosen Zehnjährigen mit ihren frisierten Mopeds vom Bürgermeister so schnell sie können gegen Fahrtrichtung in die Einbahnstraße. Hier haben die kleinen Mädchen sogar Hosen an. Eine besonders hübsche Neunjährige hat sich zum Spielen auf der Straße gar als Zigeunerprinzessin verkleidet. Oder will sie eher eine orientalische Bauchtänzerin sein, die einen Kalifen vor dem Schlafen gehen betören soll? Ihr Lidstrich ist so kunstvoll geschwungen wie er mir auch nach zwanzig Jahren Übung nie gelingen würde. Die dunklen Samthaare sind raffiniert mit aufwändig verzierten Spangen aus nachgeahmtem Silber hoch gesteckt. Üppiger Modeschmuck ziert ihren Ausschnitt, auch wenn darunter noch keine Wölbung zu erkennen ist. Ihr bauchfreier Zweiteiler besteht im Wesentlichen aus zarten schwarzen Fransen, mit denen ihre Freundin gerne spielt. Die beiden lungern auf den Pollern am Straßenrand herum, kichern zusammen mit einem kleinen Mädchen im Jeanskleid, das als einzige wie ein Kind aussieht, und spielen mit einer Wasserpunpe herum.

Aus der gegenüberliegenden Gasse kommt ein älteres, blasses Mädchen mit einem Katzenbaby auf dem Arm angelaufen. Ein Siebenjähriger mit gekonnt gegelten Haaren trägt ihr den dazugehörigen Transportkorb hinterher, was ihn nicht davon abhält, sich wie der König der Straßenkinder zu gebärden. Nachdem sich alle Kinder um die Katze versammelt haben, stürzen sich laut bellend die kalbsgroßen Hunde eines Penners auf die kleine Truppe, die sich nicht so recht zwischen Jauchzen und Angstschreien entscheiden kann. Der Penner hat offensichtliche Mühe, die Situation unter Kontrolle zu bekommen.

Derweil hat sich eine 1,90 Meter große Deutsche mit ihrem zerzausten Begleiter am Nachbartisch niedergelassen. Ihre Sonnenbrille hält überflüssigerweise den blonden Kurzhaarschnitt zurück, während sie mit einer breitrandigen, roten Designerbrille die Speisekarte studiert. Sie ist Fotojournalistin bei Stern oder Spiegel, befindet der Schatz. Der verlotterte Begleiter ist das eigentliche Frontschwein ist, das in den Kriegsgebieten dieser Erde durch schlammige Minenfelder robbt, in dem Versuch, den diesjährigen Fotojournalistenpreis zu gewinnen. Die Blonde sitzt derweil in einem warmen Redaktionshaus in Hamburg am Computer und sucht die Bilder aus.

Während der Schatz die zu unseren Tischnachbarn passende Lebensgeschichte erfindet, schreit das Mädchens im Jeanskleid nach seiner Mama, weil es seinen Puppenwagen unter der Wasserpumpe sauber machen will. Auf die Bühne tritt eine blutjunge, dünne Frau mit Ekzemen auf den blassen Wangen, der die Drogensucht buchstäblich ins Gesicht geschrieben ist. Vermutlich hat sie ihren Entzug schon länger hinter sich, meint der Schatz, sonst könnte sie sich nicht so aufmerksam um ihr Kind kümmern. Als die Kleine mit dem Puppenwagen zufrieden ist, macht sich ihre Mutter mit einem schwarzen Bekannten auf den Weg, der rund und gesund aussieht. Er tut ihr bestimmt gut.

Derweil versuchen alle Kinder des Viertels schreiend auf das Foto zu kommen, das ein Fotojournalist mit Schlapphut und Profiausrüstung, der offensichtlich nicht abschalten kann, von der Zigeunerprinzessin und ihrer Freundin machen will. So sehr mich der Look der Straßenkinder befremdet, so sehr gefällt es mir, dass sie auf der Straße herum rennen und spielen. Sie sind alle schlank und können wie selbstverständlich sowohl vorwärts als auch rückwärts laufen, was man unseren rundum mit Computer und Spielkonsolen ausgestatteten Mittelklassekindern gleichen Alters inzwischen gesondert beibringen muss. Neulich ging in Niedersachsen durch die Presse, dass an einem etwas heisseren Sommertag mehrere der übergewichtigen Kinder einer Grundschulklasse beim Schulausflug im Vogelpark Walsrode einen Schwächeanfall erlitten. Das würde diesen Rackern hier nicht passieren.

Die 1,90-Frau aus Hamburg beginnt eine aufgeregte Diskussion mit dem Kellner, der inzwischen ihr Gericht gebracht hat. Offenbar bekommt sie in Eppendorf nur Sushi und Fischfilet serviert: Es behagt ihr nicht, dass ihr Fisch einen Kopf besitzt. Der Kellner reagiert ebenso gelassen wie pragmatisch und köpft den Fisch kurzerhand mit ihrem Besteck, das er danach wieder ordentlich auf ihrer Serviette drapiert.

„ Soll ich den mitnehmen?“, fragt er und deutet nachlässig mit seinem Kopf auf den des Fischs.

Als sie ihm unmissverständlich klar gemacht hat, dass sie sehr darum bitte, nimmt er den Fischkopf mit der Hand von ihrem Teller und transportiert ihn ab. Die Journalistin stellt bei dieser glücklichen Wendung des Dramas unter Beweis, dass sie zwar ete-petete ist, aber nicht zu vornehm für die rustikalen Methoden des Kellners. Hauptsache der Fischkopf ist weg. Sie muss wohl zugereiste Hamburgerin sein.

Wir machen uns auf den langen Weg zum Bahnhof. Auf meine erneuten Versuche, Straßenbild und Straßenkarte in Einklang zu bringen, reagiert eine freundliche Perpignaiserin damit, dass sie von ihrem Fahrrad absteigt und uns begleitet. Als sie an der nächsten Straßenecke nach links abbiegt, lässt sich der Schatz zurückfallen, steckt seine Nase tief in die vollkommen nutzlose Straßenkarte und behauptet hartnäckig, die junge Frau führe uns auf einen Umweg. Sie versucht ihn mit dem Einwand zu überzeugen, dass sie seit 30 Jahren durch diese Stadt navigiere. Ich habe alle Hände voll damit zu tun, ihm klar zu machen, dass man so nicht auf die Liebenswürdigkeit Einheimischer reagiert. Schließlich trottet er uns geschlagen, wenn auch nur widerwillig hinterher. Magali erklärt uns, dass sie in Perpignan die Sonne, das Meer und die Berge haben, aber keine Arbeit. Zuletzt hat sie als Verkäuferin im Supermarkt gearbeitet, jetzt ist sie arbeitslos. Sie bedauert, dass wir nicht länger bleiben können, denn das Programm der Fotojournalismusausstellung sei eigentlich zu schön, um es sich einfach so entgehen zu lassen. Sie selbst ist auf dem Weg zu einer Abendveranstaltung. Die Zigeuner, erzählt sie, wohnen seit Jahrhunderten in der Stadt, aber ihre Geschichte ist sehr traurig. Sie hätten sich nie in das moderne Leben integriert und stürben in Scharen an AIDS oder an Krankheiten, die es in einer reichen Gesellschaft eigentlich nicht mehr geben dürfte. An der Bahnhofsstraße verabschiedet sie sich von uns, nicht ohne sich bei Monsieur zu erkundigen, ob sie sich nun seines Vertrauens sicher sein könne. Sie nimmt uns das Versprechen ab, zur nächsten Fotoausstellung oder im Frühjahr zu den katalanischen Folkloretagen wieder zu kommen.

Auf dem Bahnhof hat sich eine bunte Menge versammelt, darunter der Journalistenkenner im grauen Dreiteiler und mit Strohhut und ein orangegewandeter Pilger, der sich wohl auf dem Weg nach Pushkar, dem heiligen See in Rajasthan verlaufen hat. In der Bahnhofskneipe verweigern sie dem Schatz das Würstchen mit Pommes, das groß am Fenster angeschlagen ist. Er ist empört und behauptet, dass so etwas in Deutschland niemals passieren könnte.

„Ach ja, die Karte“ ruft der Kellner und rudert mit den Armen, wohl als Antwort auf unserem nach langem Warten mehrfach in Zeichensprache vorgetragenen Wunsch nach der Rechnung.

„ Nein“, erwidert der Schatz schnippisch, „ dazu ist es jetzt zu spät. Wir haben lange und häufig genug darum gebeten“. Dann geht er, ohne Trinkgeld zu hinterlassen. Ein bisschen deutsches Flair müssen wir hier auch verbreiten, selbst wenn uns klar ist, dass wir an unsere Landsleute nicht heran reichen.

Zu hause im Badeort spielt noch um Mitternacht eine katalanische Bigband schmissige Weisen und die Senioren sind nicht bereit, die Künstler gehen zu lassen. Eine Zugabe jagt die andere. Einige besonders feurige Folkloristen halten mit hoch gestreckten Armen einen oder mehrere Tanzpartner an der Hand und tippen erst mit der linken Fußspitze vor dem rechten Fuß auf, dann mit der rechten Fußspitze vor dem linken. Ich frage mich, warum die Spanier so ein Theater um ihren Regionalismus machen. Für meine Augen sieht das aus und klingt auch so wie Sevillanas. Das ist der Tanz, den sie im verarmten Andalusien tanzen, der Region, von der sich die spanischen Katalanen so dringend los sagen wollen.