Es versteht
sich von selbst, dass eine Reise, die mit von Techno bewegten Betten
in Bangkok beginnt, auch in Bangkok enden muss. Diesmal suchten wir
ein Hotel in Nähe der Silom Road aus, um unsere müden Häupter zu
betten.
Das erwies
sich als ausgezeichnete Wahl.In dem Kiez findet man alles, was
Bangkok rockt. Oder soll ich sagen technot? Zum Beispiel die
blitzblanke Metro, an deren Eingängen Uniformierte so tun, als
kontrollierten sie alle Taschen, sich dabei jedoch meist auf unser
Handgepäck konzentrierten und die riesigen Rücksäcke auf unseren
Rücken ignorierten, denn jeder weiß, dass man Feuerwaffen und
explosives Gerät üblicherweise im Handgepäck trägt. Oder die
Hochbahn, von der aus man phantastisch die vierspurigen Straßen mit
Dauerverkehrschaos unten beobachten kann ebenso wie die
Bürgersteige, auf denen sich Einheimische und Besucher im
Schneckentempo durch Garküchen und Stände mit Kleidern und allerlei
unnützem Zeug für Touristen schieben. Der Schatz entschied sich für
einen hautfarbenen Armüberzug mit schrillen Tattoo-Mustern. Nur für
den Fall, dass wir doch eines Tages in die Verlegenheit geraten
sollten, auf der Full Moon Party zu raven.
Die
Seitenstraßen der Silom Road gehören Nachtclubs verschiedenster
Ausrichtung. Eine mit besonders wild blinkendem Neonlicht erleuchtete Straße ist
Hot Boys und Techno-Beats gewidmet, die anderen spezialisieren sich
auf Damen, die um Stangen herumtanzen oder einsamen Herren
Gesellschaft beim Trinken leisten. Auch Boxkämpfe sind im Angebot,
mit männlicher oder weiblicher Besetzung und eine Ping-Pong-Show,
die uns regelmäßig von den mit Fotos und anderen aufschlussreichen
Material ausgestatteten Empfangs-Herren vor den Nachtclubs ans Herz
gelegt wurde. Leider können wir uns nicht so recht vorstellen, was
es mit der Ping-Pong-Show auf sich haben mag. Auch der Artikel in der
Chiang Mai Post, der von dem skandalösen Fall eines nackten Herrn
berichtete, den die Polizei mit zwei ebenso nackten Begleiterinnen,
zwei Ping-Pong-Bällen und einem Goldfisch aufgegriffen hatte,
brachte kein Licht ins Dunkel. Wahrscheinlich fehlt es uns einfach an
erotischer Vorstellungskraft. Wir sind über jeden sachdienlichen
Hinweis unserer Leser dankbar.
Besonders
beeindruckt hat uns ein Empfangsherr mittleren Alters, den wir eher
in den mittleren Dienst eines Finanzamts mit mittwochs Stammtisch
eingeordnet hätten, hätte er sich nicht in ein Netzhemd gehüllt
und drohend einen Bambusstab geschwungen, um mit dröhnender Stimme
eine SM-Show anzupreisen. Ich sah mich am Ende gezwungen den Schwung
seines Bambusstab durch beherztes Eingreifen zu stoppen, um das
Hinterteil des Schatzes vor größerem Ungemach zu bewahren.
Wem dieser
ganze Zauber nicht behagt, der hat die Möglichkeit, über den
Produktpiraterie-Markt anstatt durch die Barmeilen ins Hotel zu
wandern.
Ein würdiger
Abschluss für eine feine Reise war das, auf einer Terrasse nahe der
Silom Road Singha-Bier zu trinken und dabei dem bunten Treiben auf
der Straße zuzusehen: Die eifrig um Kunden buhlenden Schlepper, von
denen sicher der eine oder andere bei den Mitgliedern eines
Herren-Kegelclubs aus Sindelfingen fündig wurde, die ihre T-Shirts
mit Sinnsprüchen wie„Ich bin überhopft“ oder „Der Klügere
kippt nach“ verziert hatten, Durian-Verkäufer und
Garküchenbetreiberinnen, die Bardamen nach getaner Arbeit
bewirteten, blinde Bettler, denen es gelang, ebendiese Damen zu einer
Spende aus ihrem garantiert echten Chanel-Portemonnaie für 100 Baht
vom Stand nebenan zu erweichen, Tuk-Tuk-Fahrer, die wild hupend ihren
Platz im Verkehrschaos verteidigten und halb verhungerte, schwanzlose
Katzen, die auf den Dächern der Pförtnerlogen klagend miauten und nach
Garküchenabfällen Ausschau hielten.
Das soll nicht
das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns in Süd-Ost-Asien ins
Getümmel stürzen. Jetzt müssen wir erst einmal darauf vertrauen,
dass das Wetter zu Hause bald den Sprung in den Frühling schafft und die Daheimgebliebenen uns ebenso gut zerstreuen wie es den Thais
gelungen ist.